Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

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DFG-Projekt zu frankokaribischen Literaturen

Transatlantische Ideenzirkulation und -transformation:
Die Wirkung der Aufklärung in den neueren frankokaribischen Literaturen

Prof. Dr. Ralph Ludwig hat das DFG-Projekt gemeinsam mit den Bremer Kolleginnen Prof. Dr. Gisela Febel     und PD Dr. Natascha Ueckmann eingeworben (Bewilligungsschreiben Februar 2017); die Laufzeit beträgt zunächst drei Jahre. Die Forschungen sollen in enger Verbindung der Universitäten Halle und Bremen mit der Sorbonne (Paris) und der Université des Antilles (Martinique, Guadeloupe) betrieben werden.

Zusammenfassung

Mit der erstmals transatlantischen Perspektive zur Wirkung der Aufklärung in der französischsprachigen Karibik setzen wir das innovative Thema der Wissenszirkulation innerhalb der plurikulturellen Karibik ins Zentrum unseres internationalen Dialogs. Gesellschaftlich relevant sind diese Überlegungen auch für Europa vor dem Hintergrund seiner wachsenden kulturellen und sprachlichen Diversität. Die Grundannahme ist folgende: Die europäische Aufklärung wirkt auch jenseits von Europa und beeinflusst maßgeblich die politische und kulturelle Entwicklung postkolonialer Gesellschaften. Aufklärerische Ideen wurden und werden jedoch nicht einfach übernommen; vielmehr führ(t)en Transfer, Modifikation und Zirkulation dieser Konzepte bis heute zu besonderen Auswahlen, Adaptationen und Veränderungen, die wir anhand der neueren frankokaribischen Literatur untersuchen wollen. Die Aufklärung hat zunächst ihr revolutionäres Potenzial in den Dekolonisierungsbewegungen seit dem frühen 19. Jahrhundert entfaltet, sie zeigt aber auch nachhaltige Wirkungen in den Denkweisen und Literaturen des späten 20. und frühen 21. Jahrhunderts, die daraufhin noch nicht untersucht wurden. Dieser langen, ambivalenten Wirkungsdimension der europäischen Aufklärung im imaginaire der frankokaribischen Gegenwartsliteraturen will das Projekt nachgehen. Ein besonderer Fokus liegt auf den letzten drei Jahrzehnten, in denen sich ein Re-Import der karibischen Kulturtheorien, Episteme und Literaturen nach Europa beobachten lässt, der zu einer Neubewertung der Aufklärung führen kann. Es wird pointiert dreierlei gefragt:

1 Inwiefern entwirft die aktuelle frankokaribische Literatur – gerade auch in Abgrenzung zum Spanish American Enlightenment – neo-aufklärerische Konzepte? Welche Elemente bestimmen diese neo-aufklärerische Episteme?

2 Inwiefern unterscheidet sich die Ideenzirkulation in den peripheren europäischen Überseedepartements (Martinique, Guadeloupe, Guyane) von jener in Haiti mit seiner außergewöhnlichen Unabhängigkeitsgeschichte?

3 In welcher Weise wirkt eine solcherart transformierte Aufklärung von der Karibik nach Europa zurück und unterstreicht das Bild eines multiplen Europas mit unterschiedlichen Hierarchien?

Siehe auch die Projekt-Webseite   

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